(M)eine Sicht der Dinge

Noch auf ein Wort:

Leider hat der Dackel immer wieder mit Vorurteilen zu kämpfen.

Er sei stur, eigensinnig, ignorant, durchgeknallt, nicht lenkbar.

STOP!

Auch einen Dackel kann man erziehen. Das andere Ende der Leine muss sich hier bitte an die eigene Nase fassen. Und bitte immer bedenken: der Dackel ist auf Eigenständigkeit gezüchtet worden.

Wer das nicht möchte, muss sich an eine andere Rasse halten.

Hier kommt man eben nicht mit reiner Methodik weiter.

Der Dackel ist kein Kommando-Empfänger!

Und ja, ein Dackel hat kurze Beine, aber er kann laufen. Und wie der läuft, auch wenn das Verhältnis zu den Grossen etwa 1:4 ist. Ich sag immer: Einen Euro rein, dann läuft er wie ein Otto-Motor, nur ohne Abgase.

Also auch das nicht unterschätzen, er ist kein Sofahund, wenn auch hin und wieder 😉


Aber Vorsicht:

Beim Welpen langsam anfangen. Zum einen sind die Gelenke und Sehnen noch nicht stabil genug, zum anderen ziehen Sie sich unbewusst einen Leistungssportler ran.

Weniger ist hier mehr!

Auch beim erwachsenen Hund. Jeder Hund braucht Ruhephasen!

Zu viel von allem bedeutet Stress. Auch wenn Sie immer wieder diese berühmten Worte Beschäftigung und Auslastung hören. Ich kenne genügend Hunde, die als “hyperaktiv“ gelten, weil die Besitzer Ratschläge bekamen wie „Der braucht viel Bewegung“, „Der muss ausgearbeitet werden“, „Der ist unterfordert“, vor allem dann wenn die Hunde schon aufgeregt genug waren, noch mehr, mehr, mehr ……

Das heißt nicht, dass Sie sich nicht mit Ihrem Hund beschäftigen sollen. Nur eben angemessen und dem eigenen Alltag angepasst. So, dass es für beide Seiten Sinn macht und angenehm ist.

All zu schnell kommt man sonst in einen Teufelskreis. Der „Trend“ geht hier meiner Meinung nach in die falsche Richtung. Es ist ein Unterschied, ob ein Hund ständig bespaßt wird oder eine „Aufgabe“ hat oder man seine Bedürfnisse erfüllt! Ich versuche nach Möglichkeit immer aus den Bedürfnissen eine Aufgabe zu formen.

Manchmal ist eben auch ein „Nur-dabei-sein“ vollkommen ausreichend.

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Und mal ehrlich: Wollen Sie ständig „zwangsbeschäftigt“ werden wenn Sie einfach mal in Ruhe durch den Wald schlendern möchten?!


Thema Futter:

Mir ist es wichtig, die Welpen an so viel wie möglich zu gewöhnen. Ich fange an mit gewolftem Fleisch, Ziegenmilch, Frischkäse, Ei.

Aber auch ein hochwertiges Trockenfutter kommt zum Einsatz. Oder Dosenfutter mit hohem Fleischanteil. Meine Welpen sollen später keine Futtermäkler werden.

Und jeder hat andere Vorstellungen und einen anderen Alltag.


Thema Impfungen:

Dazu noch ein sehr interessanter Link, um sich selbst ein Bild machen zu können.

http://www.barfers.de/impfungen_zitate.html


Anmerkung zur sogenannten Sozialisierungsphase:

Nach „Expertenmeinungen“  ist diese Phase von der 8.-12./14. Lebenswoche des Welpen. Hier soll der Welpe alles Wichtige fürs Leben lernen und mit so viel wie möglich vertraut gemacht/konfrontiert werden. Sonst lernt er es angeblich nie mehr und hat später Probleme.

So formuliert ist es meiner Meinung nach schlicht und ergreifend falsch.

Die eigentliche Sozialisierung, also alles was der Welpe im Umgang mit anderen Hunden braucht, vorausgesetzt er ist in einer intakten Hundefamilie mit Geschwistern aufgewachsen, ist nach der

7., 8., spätestens 9. Woche erledigt!

Deshalb halte ich persönlich auch sogenannte Welpenspielstunden in der HS für unnötig und sogar für schädlich! Zumindest in der Form wie sie abgehalten werden laut Kundenberichten und eigenen Erfahrungswerten. Sicherlich gibt es auch sehr professionell geführte Kurse.

Besser wäre es meines Erachtens nach, wenn man die Möglichkeit dazu hat, den Welpie mit „Andersartigen“ (z.B. Boxer, Shar Pei o.ä., also Hunde, die aufgrund ihrer Züchtung nicht mehr natürlich kommunizieren können) in Form von erwachsenen, ausgeglichenen Hunden zusammen zu bringen. Dann lernt er: nicht alles ist wie es scheint.

Sozialisierung ist das Erlernen von sozialer Interaktion. Und das lernen Hunde nicht in der Welpenspielgruppe, sondern bei ihrer Mutter, möglichst auch erwachsenen Rüden und den Wurfgeschwistern. Als Mensch kann ich später dafür Sorge tragen, dass der Hund sein Spektrum erweitern kann. Dazu sollte man das Gegenüber sehr genau abwägen. Das liegt in meiner Verantwortung.

Keine Erfahrungen sind immer noch besser als schlechte.

(Die Kommunikation mit dem Menschen wird für die meisten Hunde eine lebenslange Herausforderung sein, da der Mensch, vor allem in unserer heutigen Zeit, in sich schon kontrovers ist und selbst untereinander die Kommunikation nicht mehr klappt. Also passt sich der Hund so gut es geht an und versucht irgendwann gar nicht erst mehr, seinen Menschen zu verstehen. Es ist eben so. Und die Dose wird er dann abends schon öffnen und wenn man als Hund herzzerreißend genug guckt und vielleicht auch mal ein sinnfreies Kommando ausführt, dann gibt es auch noch Leckerlies…, Hunde sind eben Meister der Anpassung. Für mich persönlich allerdings in dieser Form nicht erstrebenswert.)


Das andere ist „Gewöhnung“. Das muss man unterscheiden. Gemeint sind damit zum Beispiel Treppen, Untergründe, Geräusche, Auto fahren,  usw..

Und das geschieht meiner Erfahrung nach nicht in einer Phase, die einfach mal nach der 12. oder 14. Lebenswoche vorbei ist. Dies ist ein lebenslanger Prozess! Genau so lange lernen Hunde nämlich und werden immer wieder aufs Neue mit Umweltreizen konfrontiert. Genau wie wir auch.

Zudem wäre es auch unmöglich, alles in diese 4-5 Wochen rein zu packen. Der Welpe wäre ja komplett überfordert! Hier ist also weniger durchaus auch mehr!


An die kommenden Umwelteinflüsse sollte man den Hund langsam ran führen, nach und nach. Und alles zu seiner Zeit. Für manche Dinge ist ein Hund in diesem Alter psychisch noch gar nicht reif.

Das kann richtig nach hinten los gehen. Denken wir mal an unsere Menschenkinder.


Auch sehe ich immer wieder, dass bei den Züchtern die Welpen nur mit der Mutterhündin aufwachsen. Aber gerade der Einfluss eines erwachsenen sozial einwandfreien Rüden ist enorm ausschlaggebend für die weitere Entwicklung der Welpen.

Stattdessen sieht man die Welpen im Bällebad oder durch Tunnel laufen. Oder auf Wackelbrettern.

Dann werden sie noch mit Geräusche-CD`s berieselt.

Soll das die Vorbereitung auf die große weite Welt sein?


Zudem wird auch versucht, mit dem Hund verschiedene Situationen zu „üben“.

Alltagssituationen sind aber nicht immer vorhersehbar, die kommen spontan. Was ist dann?

Situationen kann man nicht trainieren. Sie werden gelöst wenn sie da sind. Wenn der Hund sich sicher sein kann, dass auf seinen Menschen Verlass ist, wird er mit ihm jede Situation meistern können.


Voraussetzung hierfür ist eine auf Vertrauen und Respekt basierende Beziehung zwischen Mensch und Hund. Das muss immer im Focus stehen. Und das hat nichts mit Kommandolernen zu tun.

Das Zauberwort heisst „Führung“, gleich zu setzen mit einer Art „Anleitung“ durch den Menschen.

Das bedeutet auch, dem Hund Grenzen aufzuzeigen, und zwar von Anfang an! Ja, und auch dem noch so süssen Welpen.

Der Mensch muss nur fortführen was die Welpenmutter begonnen hat!


Mir persönlich ist in dieser Zeit der positive Umgang mit Menschen und Hunden sehr wichtig.

Und positiver Umgang mit Menschen heißt nicht, dass die Welpen ständig von jedem angetatscht werden. Dieses Privileg, so finde ich, steht nur den Vertrauenspersonen zu (Zieheltern, zukünftige Besitzer, gute Freunde, Tierarzt), es sei denn, Sie wollen einen „Jedermannhund“.

Oder gehen Sie mit Ihrem Kind durch die Einkaufsstraße und jeder darf mal streicheln?

Oder jeder Hund darf mal übers Gesicht lecken? Alles wegen der Sozialisierung. Wohl eher nicht.

Genau da fängt das Vertrauensverhältnis nämlich an. Mein Hund ist eben nicht jedem „Übergriff“ (weder durch Menschen noch andere Hunde) ausgeliefert. Dafür habe ich zu sorgen! Leute fragen mich immer wieder: Wie mache ich das mit dem Vertrauen und der Orientierung? Ja, da geht’s los. Gleichzeitig lernt der Hund dadurch, sich zurück zu nehmen. Er darf auch nicht einfach mal zu jedem Menschen oder Hund ungefragt hin.

Da hilft dann auch kein Leckerlie mehr 😉 oder ein „Sich-interessant-machen“.


Und bitte ganz, ganz wichtig: Es gibt keinen Welpenschutz gegenüber fremden Hunden!!!


Mein Rat:    Lassen Sie sich nicht verrückt machen und legen Sie keinen „Sozialisierungsmarathon“

hin. Gehen Sie es ruhig und besonnen an. Reize ja, aber wie bei allem: in Maßen.

Arbeiten Sie vielmehr an der Beziehung zu Ihrem Schützling.

Und Sie können mir glauben, Ihr Welpe kann auch oder gerade ohne diese  Übertreibungen ein ausgeglichener Hund werden.

Es liegt einzig und allein an Ihnen!

Wie wäre es sonst zu erklären, dass selbst Hunde, die in Tötungsstationen geboren

wurden (und davon durfte ich einige kennen lernen), die mit Sicherheit nicht den besten

Start ins Leben hatten, zu ganz wunderbaren hochsozialen einzigartigen

Geschöpfen wurden?


Hier einfach mal den Blickwinkel ändern.

        Dabei bin ich Ihnen jederzeit gern behilflich und stehe mit Rat und Tat zur Seite.

Sie müssen es nur wollen!!